Auf Deutsch spricht man von Freilichtmalerei, auf Französisch en plein air – da kommt so richtig zum Ausdruck, dass man beim Zeichnen und Malen draußen mit Wind und Wetter, auf der Insel Anfang April auch mit Regen, Hagel und sogar Schneesturm zu tun hat.
Gute zehn Tage hat Katrin Schöß vor Ostern auf Spiekeroog verbracht, ist mit Fahrrad und Staffelei über die Insel gezogen und hat in der Tradition der schnellen Ölskizze vor Ort (nach Constable und Monet) ihr besonders eindrückliche Insellandschaften skizziert: Salzwiesen, auch unter Wasser oder mit Schnee, Priele, Watt im Gegenlicht, Strandhimmel, Quellerdünen, knorrige Birken- und Kiefernwäldchen, die Weite der Ostplate. In ca. 60 bis 90 Min. sind die großen Skizzenblätter an Ort und Stelle entstanden – manche durch einsetzenden Regen, Hagel oder Sandsturm vorzeitig beendet oder unterbrochen und am nächsten Tag fortgeführt.
Am Damenpad bei Sonnenuntergang hat die Künstlerin mit kleinen, noch schnelleren Ölskizzen experimentiert. Bei Schneesturm und stärkerem Regen boten die Schutzhütten am Alten Anleger und am Nationalpark-Haus Wittbülten etwas Deckung, um mit der Radiernadel auf Zinkplatten zu zeichnen. Aber auch scharfe Silhouetten von Gräsern im Gegenlicht, Schlagschatten an Dünenabbruchkanten, Wattstrukturen und sogar das Pottwalskelett waren Inspirationen für weitere Kaltnadelradierungen.
Die Standorte sind spontan ausgewählt: Landschafts- und Lichtstimmungen, Farbigkeiten und Atmosphären, wie man sie einem Freund oder einer Freundin in der Ferne gern mitteilen würde. Sämtliche Standorte und Blickrichtungen sind auf einer Karte mit Datum und Uhrzeit verzeichnet und finden sich in den Signaturen wieder.
Vom Making-of auf der Insel und der Ausstellungsvorbereitung in Oldenburg sind auf Instagram @katrinschoess unter den Hashtags #pleinairinsellandschaften #pleinair #niedersachsendrehtauf Fotos und Reels zu sehen.
Vielleicht hat jemand Lust, auch zu Stift und Pinsel zu greifen und einen eigenen Eindruck festzuhalten?